Donnerstag, 11. Oktober 2012

Bicistaffetta 2012 - Tag 3

14.09.2012, Caorle - Chioggia, 85 Km (97,4 Km) - GPS Track - Fotoalbum der 3. Etappe

Fortsetzung vom 2. Tag: 13.09.2012, Udine - Caorle, 85 Km (114 Km)




Diese Etappe stand im Zeichen des Wassers,

Überholmanöver am Canale Pordello
was aber durchaus auf die ganze Tour zutraf. In der Alpenetappe ging es schon über weite Strecken an Flüssen entlang und es regnete sowieso die ganze Zeit in Strömen. Am zweiten Tag regnete es zwar deutlich weniger aber der Regen hörte just erst dann auf als wir das Meer erreichten. Dann war das Wasser nicht mehr wegzudenken. Der dritte Tag führte uns aber nicht nur am Wasser entlang sondern, von den drei Fährüberfahrten mal abgesehen, sogar eher durch das Wasser. 
Die Via Lio Piccolo
Die langgestreckten Passagen über den Lido di Venezia brachten Wasser von rechts und von links. Von oben schien glücklicherweise den ganzen Tag und den Rest der Tour die Sonne. Die Fahrt an Venedig vorbei war nicht so nach meinem Geschmack. Wir nahmen die Fähre von der Punta Sabbioni zum Lido di Venezia. Das Bemerkenswerteste daran war, dass wir unsere Räder nicht in die Fähre mitnehmen konnten. Aus diesem Grund hatte die FIAB einen Kahn gemietet, der die Räder separat zum Lido di Venezia brachte.
Aber was für einer! Die Räder wurden auf dem schaukeligen Wasser an der Mole Stück für Stück in eine Nussschale verladen. Ich zuckte nur mit den Schultern, andere aber machten sich ein wenig Sorgen bei dem Anblick. Das ein oder andere Rad wurde daraufhin lieber auf eigene Kosten in der Fähre transportiert. Was ich bei der Abfahrt nicht wusste, der Fährmann hatte die erste Lage Räder einfach mit Planken abgedeckt und darauf eine weitere Lage Räder gepackt. Über 50 Stück, ganz alleine wohlgemerkt! Meines lag ganz zuunterst und mein Herz blutete. Es hat ihm glücklicherweise nichts ausgemacht und ich nahm es unversehrt wieder in Empfang.
Venezianische Fahrräder am Lido
Venedig war in Sichtweite, greifbar nahe waren die Touristen, die sich durch die Abfertigungsanlagen der Fährbetriebe wälzten. Also schnell weg und weiter Richtung Süden. Dort bevölkerten wir unter den verwunderten Blicken der anderen Fährgäste die nächste Mole und fluteten die Autofähre nach Pellestrina. Die 11 Km lange  Insel hat gerade mal 2 Km² Fläche, ist also nicht sehr breit, hat keine nennenswerten Merkmale oder Bauten und ist von daher nicht sonderlich attraktiv. Und doch hat Pellestrina auf mich einen eigenartigen Eindruck hinterlassen.
Vielleicht war es der Wind, der stark blies, die klare Luft oder die Murazzi, die alte Mauer auf der dem Meer zugewandten Seite der Insel oder die schroffen Einwohner, die den verschlafenen Zustand der Insel manifestierten. Unversehens war ich mit den beiden Pordenonern Agostino und Vanni nur noch zu dritt. Keiner machte ein Aufhebens daraus weil man sich hier nicht verfahren oder verlieren konnte. So gönnten wir uns ein köstliches Eis in einer sympathischen Eisdiele.
Die junge Frau machte uns jedem ein Eis mit zwei Kugeln und wir kamen ins Gespräch. Sie erzählte von ihrer Insel von den wenigen 100 Metern, die an der breitesten Stelle misst, von der abnehmenden Bevölkerungszahl und von ihrer Nonna, die über 60 Jahre vor diesem Tag die Eisdiele gegründet hatte, zeigte uns ihr Bild und die Eiskelle, mit der die Nonna das Eis zu Kugeln geformt hatte. Sie beantwortete gerne unsere Fragen, doch machte sie gelegentlich eine kurze Pause, seufzte ein "Naja" und als sie dabei an uns vorbei auf das Meer blickte, lag eine leichte Trauer in ihrem Blick. Wir lobten das Eis, zahlten und fuhren weiter, an malerischen Häuschen vorbei, bis zum südlichen Hafen. Die Fähre, die dort lag war für uns zu klein. Es gab wieder etwas durcheinander und keiner wusste Bescheid. Ein Grüppchen Radtouristen aus Skandinavien erreichten den Hafen nach uns und schauten uns mit Entsetzen an. Irgendwer hatte ihnen erzählt dies sei die letzte Fähre und leider bis zur letzten Planke mit uns besetzt. Als sich herausstellte, dass wir mit einer eigens für uns gecharterten Fähre fahren sollten und die Skandinavier durchwinkten, habe ich die schnellsten Skandinavier meines Lebens gesehen. Unsere Fähre fuhr eine Stunde später und darüber freute sich der Besitzer der nächstbesten Bar. Fahrradtouristen bringen Umsatz! In Chioggia fuhren wir zum Hotel, aßen viel und gut und schliefen. Ich kann mich jedenfalls nicht an einen Bürgermeisterempfang erinnern, wie schon den ganzen Tag kein offizieller Empfang stattfand, was auch den Unmut einiger Funktionäre provozierte. Am nächsten Tag sollte es wieder besser werden.


Sonnenuntergang in Pellestrina















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