Sonntag, 2. September 2012

Mit dem Rad zur Arbeit - Eine Betrachtung

© OpenStreetMap
Die vorgestellte Route führt vom Stemmerhof/Margaretenplatz in Untersendling bis tief in den Süden über die Meindlstraße, die Albert-Roßhaupter-Straße kreuzend zur Karwendelstraße, Leipartstraße, Flößergasse, die Tölzer Straße über die Boschetsrieder Straße und Rupert-Mayer-Straße zur Colmarer Straße, Saarbrücker Straße und St. Wendel Straße zur Siemensallee. Sie verbindet links der Isar in idealer Weise den zentralen Westen Münchens und Untersendling mit den südlichen Stadtteilen Solln und Großhesselohe, über die Siemensallee stellt sie sogar eine angenehme Verbindung zur Parkstadt Solln und nach Forstenried her. Wegen dieser und anderer Vorzüge wird sie zunehmend von Freizeit- und Alltagsradlern auf dem Weg zu Ausflügen und zur Arbeit genutzt. Beim wiederholten Durchlesen ist mir aufgefallen, wie motzig sich das Ganze anhören könnte, deswegen will ich da mal echt betonen, daß es halt mal zum Verkehrsteilnehmer im Allgemeinen dazugehört sich während der Fortbewegungsphase meistens unbotmäßig über alles Mögliche aufzuregen, diese Aufregung aber meistens auch gleich nach Beendigung der Fortbewegungsphase wie weggewischt ist. Das trifft den Autofahrer genauso wie den Radler. Also, hier gilt: trotz aller kleinen und größeren Ärgernisse, die ich im Folgenden beschreibe, ist diese Route noch die angenehmste und direkteste im Vergleich zu den Alternativrouten, die am Ende aufgezählt sind.

Kreuzung Meindlstraße/Albert-Roßhaupter-Straße/Karwendelstraße

Die Reise beginnt also am Margaretenplatz im Bereich einer Fahrradstraße, was an sich eine schöne Sache ist. Bald gelangt man an die vormals berüchtigte T-Kreuzung wo die Meindlstraße in die Albert-Roßhaupter-Straße mündet. Hier wurde versucht, im Zuge der umfassenden Umbauarbeiten am Harras, die Situation zu entschärfen. Die Idee, den Fußgängerweg zur Karwendelstraße für Radfahrer durchlässig zu machen war sinnvoll und auch die getrennten Fahrradspuren für die Überquerung der grossen Straße sind eine klare Verbesserung. Es dauerte aber doch eine ganze Weile, bis diese Veränderungen von den Radfahrern angenommen wurden und immer noch gibt es Reibungsverluste durch Geisterfahrer. Wo es aber immensen Nachbesserungsbedarf gibt, ist die teilweise unerträglich lange Ampelrotphase.
Meindlstraße in Richtung Süden zur Karwendelstraße
Zu Zeitpunkten, deren regelmäßiges in Erscheinung treten es noch zu erforschen gilt, fällt es der Ampel gefühlte 10 Minuten nicht ein, auf ein Grün zu schalten, das es den Zweibeinern und Radlern erlaubt garantiert unversehrt die Straßenseite zu wechseln oder den Fahrstuhl zum U-Bahn Zwischengeschoss zu erreichen. Dann spielen sich unglaubliche Szenen ab. Wenn sich nach 1 Minute dutzende Menschen versammelt haben, beginnen die Ersten, auf die Funktionstasten zur Anforderung des Grünlichtes, erst zu drücken, im weiteren zu schlagen und sogar mit dem Fuß zu treten. Eine Minute später gehen die ersten Mutigen bei Rot über die Straße. Neulich war eine Rentnerin mit Gehhilfe an vorderster Front und prompt wurde die alte Dame von einem vorüberfahrenden PKW per Hupsignal gemaßregelt. Dann, wie auf ein Zeichen stürmen 30-40 Verkehrsteilnehmer, darunter Mütter mit Kindern, auf einmal über die Straße. Dieser Vorfall spielte sich vormittags um 10:19 Uhr ab. Ich finde, eine Wartezeit von 90 Sekunden ist das äußerste, was man jemandem zumuten kann, der an einer roten Ampel warten muss. Wenn sich die Wartezeit um die Hälfte verlängert oder gar verdoppelt, sind Verkehrsunfälle vorprogrammiert. Oft geht es glücklicherweise auch viel schneller und man gelangt sogar das ein oder andere Mal ohne Stopp bei Grün über die Ampel.

Karwendelstraße

Blick von der Dudenstraße Ri. Norden
Ist man dann mit Geduld und Spucke in der Karwendelstraße angelangt, nicht ohne einen Blick nach rechts zu werfen, denn kaum ein Fahrradfahrer hält bei "seinem" Rotlicht an, wenn er von der Albert-Roßhaupter-Straße von Westen kommend von der Straße auf den Radweg wechselt, dann sieht man sich einem Spalier parkender Autos gegenüber. Bis zur Sylvensteinstraße stehen die Autos quer geparkt und zu Stoßzeiten gleicht die Strecke eher einem Parcours des Indiana Jones, der aus dem Inkatempel entfliehen muss und dabei giftigen Pfeilen auszuweichen gezwungen wird. So geschehen, als ich diese Frühjahr meines Weges fuhr und ein parkendes Auto, rückwärts aus der Reihe fuhr. Nur ein übermenschlicher Reflex hat mein Pedal davor bewahrt eine fette Schramme in die Stossstange zu treiben. Ein hinter mir fahrender Radler konnte mir ebenso gerade noch ausweichen und glücklicherweise kam kein Auto entgegen. Ich hielt an und wies den Fahrer darauf hin, dass es bei diesen Verhältnissen angebracht wäre vorsichtig aus der Parklücke zu fahren. Er sagte, er sei vorsichtig hinausgefahren. Hätte ich schlechter reagiert, wäre er in der Lage gewesen die Folgen seiner Vorsicht mit eigenen Augen zu betrachten. Man fährt also besser ein Stück weiter in der Mitte der Fahrbahn als üblich, sofern die Verkehrslage das erlaubt.

Gemeinsamer Rad/Fußweg Karwendelstraße Ri. Süden
Am gemeinsamen Fuß- und Radweg in der Karwendelstraße gilt es Vorsicht walten zu lassen, denn der Weg wird von Kindern des angrenzenden Wohnhauses kurzum zur Spielfläche erhoben. Eine Parkbank an dem Weg wird gerne von Müttern mit Kinderwägen und Kleinkindern besetzt. Viele Radfahrer kennen aber leider die StVO zu Schild 240 nicht und fahren viel zu schnell durch diese Engstelle. Das Zeichen 240, (gemeinsamer Fuß- und Radweg) schreibt Radfahrern vor, Rücksicht auf Fußgänger zu nehmen, also das Tempo zu vermindern und Fußgängern auszuweichen.




Leipart- Ecke Engelhardstraße

Leipartstraße / Engelhardstraße und parkendes Auto
Ein kleinerer Gefahrenherd ergibt sich, wenn man den Mittleren Ring auf der Leipartstraße Richtung Norden überquert. An dieser Stelle hat der Verkehr von der Engelhardstraße Vorfahrt aufgrund einer Rechts vor Links Regelung. Leider stehen dort an der Ecke oftmals PKW, gerne auch LKW (mit Planenwerbung auf den Ringverkehr) tief in die Kreuzung hinein und verdecken die Sicht auf die Engelhardstraße.







Neuhofener Platz

Neuhofener Platz Richtung Süden
Richtig haarig wird die Angelegenheit leider an dieser Stelle. Am S-Bahnhof Mittersendling verbindet ein Fußweg die Leipartstraße am Neuhofener Platz mit der Flößergasse. Die wachsende Nutzung dieser Route durch den Radverkehr hindert niemanden daran - auch mich nicht - diesen Fußweg mit dem Rad zu befahren. Im Frühjahr kam es zu einem Unfall, bei dem ich als zweiter Zeuge ankam. Eine Frau lag auf dem Weg neben ihrem umgestürzten Fahrrad. Eine weitere Frau kniete neben der Verletzten, die bei Bewustsein war, aber keine Erinnerung bezüglich des Unfallhergangs hatte. Eine kleine Blutlache breitete sich neben ihrem Kopf aus. Was geschehen war konnte nicht rekonstruiert werden. Darüber zu spekulieren, ob es einen Konflikt mit einem anderen Radfahrer oder einem Fußgänger gab ist müssig. Es bestand auch die Möglichkeit, dass der Unfall von einem Stück Draht, dass aus dem Machendrahtzaun herausragte, der das Bauwagengrundstück der Stadt von dem Weg abgrenzt, herbeigeführt wurde.
Der Fußweg von der Flößergasse Richtung Norden
 Um hier Unfälle und Konflikte in Zukunft zu vermeiden gäbe es wohl nur die beiden Möglichkeiten, hier beidseitig Sperren zu errichten und den Radverkehr somit auszugrenzen, oder den Weg in einen getrennten Fuß- und Radweg umzuwandeln (Zeichen 241). Ein gemeinsamer Fuß- und Radweg würde keine Entschärfung der gefährlichen Situation erbringen. Der allgemeinen Mobilität würde jedoch die Umwandlung in einen getrennten Fuß- und Radweg entgegen kommen. Betrachtet man die Situation von der Flößergasse aus, ergibt sich ein weiteres Gefahrenpotenzial, dass durch den Zugang zum S-Bahnhof Mittersendling genährt wird. Der Fußweg mündet abschüssig in die Flößergasse und herausschiessende Radfahrer treffen nicht selten auf S-Bahn Fahrgäste auf dem Weg zum Bahnsteig, oder vom Bahnsteig zur Straße. Hier ist Handeln gefragt.


30 Km/h Zone Flößergasse / Tölzer Straße


Tölzer Straße Ri. Norden, Kreuzung Boschetsrieder Straße
Die Strecke von der Zechstraße bis zur Boschetsrieder Straße liegt innerhalb einer verkehrsberuhigten  30 Km/h Zone. Hier aber halten sich schätzungsweise höchstens 5% der Autofahrer an die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung und nicht nur das, es wird sogar ordentlich dem Umstand Rechnung getragen, dass die Straße schön breit und relativ wenig befahren ist. Hier sollte die Polizei regelmässig Radarmessungen anstellen, anstatt immer wieder an der gleichen Stelle in der Plinganserstraße Richtung Harras auf Schnellfahrer zu lauern. Das Ergebnis würde sicher unsere Freunde und Helfer gleichermaßen überraschen, wie es das Stadtsäckel bereichern und die Sicherheit verbessern würde.



Boschetsrieder Straße bis Siemensallee

Hier gibt es kaum mehr Besorgniserregendes zu berichten. Die Fußgängerüberführung am S-Bahnhof Obersendling ist so dominant, dass keine Probleme auftreten.


Fazit

So bestürzend der Eindruck meiner Betrachtungen auf den ersten Blick erscheinen mag, so wenig möchte ich dennoch auf andere Routen ausweichen. Der Vorteil dieser Strecke ist nicht von der Hand zu weisen. Nur zwei Ampeln regeln den Verkehr auf der 4 Km langen Strecke, die Straßen sind anundfürsich gut befahrbar und es gibt glücklicherweise keine Radwegebenutzungspflicht, in Ermangelung der dafür notwendigen Radwege. Im Winter wird nur auf der Strecke zwischen Steiner- und Rupert-Mayer-Straße wegen des dortigen Streckenverlaufes der Buslinie 134 gestreut. Man kommt, wenn man sich an alle Regeln hält und die Augen aufmacht, ausser an dem problematischen Abschnitt am Neuhofener Platz, kaum mit anderen Verkehrsteilnehmern ins Gehege und kommt wesentlich entspannter ans Ziel. Die Ampelphase an der Albert-Roßhaupter-Straße gehört einer Prüfung unterzogen und die Temposünder in den 30er Zonen sollten auf ihre Verantwortung hingewiesen werden, die Regeln zu befolgen, zur Not mit Hilfe von Überwachungsmaßnahmen. Die Sinne müssen trotzdem wach sein und Rücksichtnahme ist schwer geboten, aber diese Tugend sollte man in jeder Situation an den Tag legen.





Die Alternativrouten:

1) Die Verbindung Plinganserstraße / Wolfratshauser Straße, ist für einen Fahrradfahrer in vielerlei Hinsicht gefährlich und unattraktiv. Zwar konnten im Bereich Harras und an der Kreuzung Boschetsrieder Straße einige Verbesserungen erreicht werden, aber die lange Passage zwischen Steinerstraße und Siemensallee ist stadtauswärts auf dem engen Radweg, mit altem, rissigem Belag zwischen Steinerstraße und Boschetsrieder Straße, vor allem bei Regen und Schnee durch das Spritzwasser vorbeifahrender Autos eine Zumutung. Ab der Boschetsrieder Straße gibt es eigentlich einen einigermassen akzeptablen Radweg, der aber in Ermangelung eines Radweges stadteinwärts von entgegenkommenden Radlern genutzt werden darf, in erster Linie aber permanent von Autos und LKW als Parkplatz benutzt wird, in einer Weise, die es oft Fußgängern und Radfahrern schwermacht ungehindert zu passieren. Stadteinwärts ist die Strecke Siemensallee bis Boschetsrieder Straße eigentlich nur mutigen Radlern zuzumuten, es gibt dort keinen Radweg. Die meisten Radfahrer benutzen den Gehweg, denn die Tatsache, dass ein Radweg auch in der Gegenrichtung benutzt werden darf, wenn dieser nur in einer Richtung verläuft, hat sich noch nicht so sehr herumgesprochen. Zwischen Kreppeberg und Rupert-Mayer-Straße gibt es dann zwischendurch gar keinen baulichen Gehweg und der radfahrende Verkehrsteilnehmer muss schon umsichtig sein bei der Überquerung des Nadelöhrs in die Schussabfahrt Kreppeberg (ist aber gerade gesperrt, wegen Umbauarbeiten - man darf gespannt sein, wie das Ergebnis aussieht). Zur Belohnung muss man ungünstigstenfalls an der T-Kreuzung Rupert-Mayer-Straße auch noch bei Rot halten, obwohl den nicht einmal existierenden "Rad-/Gehweg" keinerlei Verkehr kreuzt. In der Folge reiht sich Ampel an Ampel, das übrigens in beide Richtungen. Ich bin jedesmal total gestresst am Ziel angekommen und benutze diese Strecke nicht mehr.

2) Die Route über die Hansastraße, Passauer Straße, Hofmannstraße. Man gelangt von der Lindwurmstraße zwar in angenehmer Weise über die Margaretenstraße zur Hansastraße, aber das war's dann schon. Starker Verkehr in Hansa- und Passauer Straße, alte Radwegbeläge, teilweise enge Radwege und viele Ampeln lassen den Weg unangenehm werden. Vom Harras aus ist die Passauer Straße relativ schwierig, z.B. über die Albert-Roßhaupter-Straße zu erreichen und die Verbindung ist nicht ungefährlich.

3) Die Isarroute ist gut für Freizeitradler die nach Süden hinaus wollen. Radler, die links der Isar wohnen und mit dem Ziel, schnell und angenehm zur Arbeit zu gelangen, sehen von dieser Verbindung lieber ab, weil die verschiedenen Möglichkeiten das Isarhochufer zu erklimmen doch recht schweisstreibend sind. Wer hat schon das Glück in einem fahrradfreundlichen Betrieb mit Dusche und Umkleide beschäftigt zu sein.

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